Damit Wiederbelebungsmaßnahmen nach einem Herzstillstand auch außerhalb Europas und anderer ressourcenstarker Regionen möglichst viele Menschenleben retten können, sollen die internationalen Empfehlungen für die Reanimation überarbeitet werden. Basis dafür ist ein Expert:innenstatement, das unter Federführung der MedUni Wien aktuell in „The Lancet Global Health“ publiziert wurde.
Aufgrund verbesserter Versorgung und standardisierter Therapien steigen die Überlebensraten nach einer kardiopulmonalen Reanimation (CPR, auch Herz-Lungen-Wiederbelebung) international an. Entsprechende Leitlinien (wie die des ERC, European Resuscitation Council) beruhen auf dem regelmäßig aktualisierten Consensus on Science with Treatment Recommendations (CoSTR) des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR). Diese Empfehlungen wurden jedoch aus dem Blickwinkel einer ressourcenstarken Umgebung entwickelt und sind darauf ausgerichtet, dort angewendet zu werden. Die Ressourcensituation ist aber international unterschiedlich, und selbst in Ländern mit hohen Ressourcen kann es Bereiche geben, in denen die Ressourcen für die Reanimation begrenzt sind.
ILCOR hat nun eingeräumt, dass die CPR-Empfehlungen bis heute in der Tat weite Teile der Welt nicht berücksichtigen und dass die Leitlinien nicht für alle geeignet sind. Eine Gruppe von Expert:innen aus verschiedenen ressourcenarmen und -starken Ländern hat nun die Voraussetzungen und Hindernisse für die Wiederbelebung in ressourcenarmen Gebieten sowie erste Aktionspunkte formuliert. Die Initiative für das nun in „Lancet Global Health“ publizierte Statement stammt von Sebastian Schnaubelt, Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien. „Globale Empfehlungen zu jedem medizinischen Thema müssen die große Vielfalt an regionalen, nationalen und internationalen Unterschieden in Bezug auf Kultur, Ressourcen und Prioritäten berücksichtigen. Auf der anderen Seite gibt es viele Dinge, die uns verbinden - zum Beispiel das gemeinsame Ziel, Leben zu retten“, sagt Schnaubelt, der die diesbezügliche internationale Arbeitsgruppe des ILCOR leitet. Unterstützt wird dieser wichtige erste Schritt für eine höhere Überlebensrate nach CPR auch in ressourcenarmen Gebieten von der African Federation for Emergency Medicine (AFEM), der European Society for Emergency Medicine (EUSEM), der International Federation for Emergency Medicine (IFEM) und der International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC).
Publikation: The Lancet Global Health
Cardiopulmonary resuscitation in low-resource settings. A statement by the International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR), supported by the African Federation for Emergency Medicine (AFEM), the European Society for Emergency Medicine (EUSEM), the International Federation for Emergency Medicine (IFEM), and the International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC);
Sebastian Schnaubelt, Rakesh Garg, Huba Atiq, Noor Baig, Marta Bernardino, Blair Bigham, Samantha Dickson, Heike Geduld, Zehra’ Al-Hilali, Sanjaya Karki, Sa’ad Lahri, Ian Maconochie, Fernando Montealegre, Mahmoud Tageldin Mustafa, Susan Niermeyer, Justine Athieno Odakha, Jeffrey Perlman, Koenraad Monsieurs, Robert Greif
https://www.thelancet.com/journals/langlo/article/PIIS2214-109X(23)00302-9/fulltext